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Reden wir über Architektur im nationalen Narrativ. Über Überschreibungen im Namen eines historischen Idealismus. Über Romantik, Unendlichkeit und Narzissmus. Über die Nähe zwischen Historie und Hysterie, Nation und Narration, Theorie und Territorium… Und auch darüber wie mit kulturellem Gedächtnis Gewalt evoziert wird. Lässt sich diese vermeiden? Mindern?

Die Komplexität ist out, mehr denn je. Der erfolgreichste Algorithmus lautet: Staat = Nation = Religion = Sprache = Geschichte. Die Differenz ist nur dann sexy, wenn sie ein Gewürz ist.  Und nichts ist zu teuer, wenn es darum geht, eine homogene Geschichtspolitik zu betreiben. Die nationalen Storyteller basteln fleißig daran. In der mazedonischen Hauptstadt Skopje lässt sich die Entstehung einer neuen Narration in real time verfolgen. Ein Staat bemüht sich in den Klub der Ältesten des alten Kontinents hineinzuschmuggeln. Klappt das? Kaufen wir ihnen ihre Geschichte ab? 

Die Überschreibung der komplexen Vergangenheit mit einer »besseren Geschichte« führt dazu, dass ein Großteil der Bevölkerung gesichtslos, im eigenen Land fremd wird. Sie verwandeln sich von Einheimischen in Ausländer und werden zu potentiellen Geflüchteten, Separatisten, Terroristen. Während auf der einen Seite die multiethnischen und anderweitig komplexen Staaten zu Grunde gehen, machen sich, im Zuge dieser Gewalt, Menschen von dort auf den Weg nach Westen, um Europa zu bewohnen, um dort das herrschende Geschichtsbild zu zerstören und um eine komplexere Geschichte hervorzubringen. 

Doch welche sind die adäquaten Formen für ein komplexes Narrativ? Für Gedächtnisse, die Widersprüche pflegen? Sind Denkmäler obsolet geworden? Wenn nein, welche ist die beste Form einer kollektiven künstlerischen Zusammenarbeit für die Erschaffung eines Denkmals? Wie soll Bühne / öffentliche Plattform heute gedacht werden und für welches Publikum? Gemeinsam mit Britta Peters (Kuratorin von „Skulptur Projekte Münster 2017“), Jörg Heiser (Co-Chefredakteur des internationalen Kunstmagazins frieze und Herausgeber des zweisprachig erscheinenden frieze d/e) und Sophie Goltz (Künstlerische Leiterin Stadtkuratorin Hamburg) nähern wir uns diesen Fragen und fragen uns, was diesem üblichen Irrsinn entgegenzusetzen ist.

 

Adnan Softic kinolom.com

 

Mittwoch, 02.03.2016 20:00 
Kampnagel, Hamburg